Neue Entsiegelungsförderung des Landes OÖ

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Univ. Prof.in Dipl.-Ing.in Sibylla Zech (TU Wien – Institut für Raumplanung) und Johann Urwanisch (Bürgermeister Gemeinde Pattigham)

zum Thema

Mehr grün, weniger grau! Oberösterreich startet Bodenrettung und reißt Asphalt und Beton auf – Neue Entsiegelungsförderung des Landes OÖ

Global leidet der Planet aktuell aufgrund der Klimaerhitzung unter einem regelrechten Fieberschock. Der vergangene September hat alle bisherigen Temperaturrekorde weltweit aber auch in Österreich weit hinter sich gelassen. Klimawissenschaftler:innen wie Prof. Stefan Rahmstorf warnen eindringlich, dass wir derzeit ungebremst auf 3 Grad Celsius globaler Erhitzung zusteuern.

Selbst wenn die in immer weitere Ferne rückenden Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht würden, wird die Hitzebelastung bis zur Mitte des Jahrhunderts weiter stark zunehmen. Daher muss auf allen Ebenen überlegt werden, wie mit dieser Entwicklung zurechtgekommen werden kann. Dies ist umso wichtiger, da speziell Städte und Gemeinden mit versiegelten Zentren aufgrund der rasanten Veränderungen nicht mehr zum aktuellen Klima passen.

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Wieder einmal sind wir mit neuen Temperaturrekorden und damit mit schockierenden Fakten konfrontiert. Das Klima verändert sich in atemberaubendem Tempo und das hat bereits jetzt enorme Auswirkungen auf Oberösterreich. Entscheidend ist, dass bereits in diesem Jahrzehnt die Treibhausgasemissionen maßgeblich reduziert werden und wir unsere Umwelt klimafit gestalten. Dazu müssen wir die Beton- und Asphaltwüsten in unseren Städten und Gemeinden zu Grünoasen werden lassen. Um in die Gänge zu kommen, haben wir im Ressort Förderungen aufgesetzt, die Initialzündung für diese Entwicklung sein sollen!“

„Vor allem in Oberösterreich werden weiter die fruchtbarsten Äcker zubetoniert, gesunde Wälder geschlägert und die Ortszentren verkümmern. Gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage. Auf ihnen wächst das Gemüse, das wir essen und sie sorgen für sauberes Trinkwasser. Offene Böden schützen uns aber auch vor Überschwemmungen und sind kühlende Oasen inmitten von bebauten Betonwüsten. Mit der neuen Initiative wollen wir einerseits betonierte und asphaltierte Flächen wieder öffnen und natürliche Bodenfunktionen wiederherstellen. Andererseits möchten wir sensibilisieren, damit mehr Rücksicht, vor allem auch in den Gemeinden entsteht, wenn es etwa um neue Widmungen oder Planungen für öffentliche Plätze geht“, betont Umwelt und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

„Die Hitzewelle im vergangenen Sommer hat uns wieder schmerzhaft vor Augen geführt, wie sich Beton-, Stein- und Asphaltwüsten aufheizen und auch für schwere gesundheitliche Probleme sorgen können. Mit der Entsiegelungsförderung möchten wir auch einen Beitrag für klimafitte Gemeinden und Städte leisten. Mehr Bäume und Grünräume statt Beton und Asphalt ist das Credo, wenn wir uns auf die Klimaveränderungen einstellen wollen“, so Kaineder zur neuen Initiative des Umwelt- und Klimaschutzressorts des Landes Oberösterreich.

“Wir sind auf einem Niveau, wo es nicht nur um die Vermeidung künftiger Versiegelung geht, sondern um die Rückgewinnung von Flächen”, lobt Sibylla Zech, Professorin am Institut für Raumplanung der TU Wien, das Förderprogramm von Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Mehr grün, weniger grau! Oberösterreich startet Bodenrettung

In einer breit angelegten Printkampagne, werden den auch für Oberösterreich typischen Asphalt- und Betonwüsten Best-Practice Beispiele von Entsiegelung und naturnaher Gestaltung gegenübergestellt. Es soll sichtbar gemacht werden, wie Orte von diesen Maßnahmen optisch profitieren, aber auch dargestellt werden, wie eine klimafitte Zukunft in verschiedenen Szenarien aussehen kann.

Fiktive Beispielbilder aus der Kampagne (Fotomontagen) zeigen, wie Entsiegelung aussehen kann

Mit der neuen Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen sollen Anreize geschaffen werden, zentrale Ortsplätze, überdimensionierte, wasserundurchlässig ausgeführte Flächen oder Parkplätze, die schon jetzt in den heißen Sommern einer massiven Überhitzung ausgesetzt sind, aufzureißen und naturnah sowie klimafit zu gestalten.

So kann z.B. Asphalt und Beton durch Kräuterrasen auf Spielflächen ersetzt werden, und Schotterrasen oder bewachsene Rasengittersteine sind eine gute Alternative für Parkflächen. Das bringt Vorteile fürs lokale Klima, sowie für den Wasserhaushalt und die Artenvielfalt im bebauten Gebiet. 

Vorher Asphalt, Nachher Entsiegelung mittels Rasengittersteinen (Fotomontage)

Eckdaten zur neuen Förderung

Gefördert wird die Entsiegelung von versiegelten (z.B. überbauten oder wasserundurchlässig befestigten) Flächen und deren Umwandlung in unversiegelte Flächen (Vegetationsfläche) oder wasserdurchlässig befestigte Flächen (Teilentsiegelung bzw. Belagsänderung). Die entsiegelte Fläche darf nicht an die Kanalisation angeschlossen werden. Das gesamte auf der entsiegelten Fläche anfallende Niederschlagswasser muss dezentral vor Ort versickern.

Konkret ist das

  • Entsiegelung befestigter Flächen mit Wiederherstellung eines möglichst standorttypischen Bodenaufbaus
  • Wechsel von Bodenbelägen zur Verbesserung der Versickerungsfähigkeit und Biodiversitätsförderung (Schotterrasen oder Rasengittersteine mit standorttypischer Vegetation)
  • Maßnahmen zur naturnahen und standortangepassten Begrünung

Die Kosten, die durch eine Entsiegelung entstehen, können unterschiedlich hoch ausfallen und sind von folgenden Faktoren abhängig:

  • Größe der zu entsiegelnden Fläche 
  • Entsorgungskosten des Abbruchmaterials 
  • Kosten für die Neugestaltung
  • Kosten für Dienstleister und Gerätschaften
  • Standortgerechte Vegetation

Die Förderhöhe pro Quadratmeter entsiegelter Fläche beträgt pauschal 30 Euro, die Gesamtförderung maximal 75.000 Euro.

Die Pauschale erhöht sich um 10 Euro bzw. die maximale Förderung um 5.000 Euro, wenn die Sitzgemeinde eine Bodenbündnis-Gemeinde ist.

Die Förderung ist mit maximal 70 % der förderungsfähigen Investitionskosten begrenzt. Antragsberechtigt sind Grund- und Gebäudeeigentümer:innen oder sonstige Verfügungsberechtigte.

Alle Infos zur Entsiegelungsförderung des Landes OÖ findet man auf
ooe.gv.at/entsiegeln

Weitere Unterstützung im Rahmen der Umweltförderung

Das Land Oberösterreich unterstützt Klimabündnisgemeinden bei der Umsetzung konkreter, investiver Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen die zu einer dauerhaften Abmilderung der Auswirkungen des Klimawandels führen. Das können im unmittelbaren Bereich in und um Gemeindegebäude z. B. bienenfreundliche Dachbegrünungen (Bienenweide), Begrünte Beschattungselemente oder ähnliche Grüne Infrastrukturmaßnahmen sein.

Weitere Unterstützung im Rahmen der Siedlungswasserwirtschaft

Im Rahmen der Förderung von Maßnahmen aus dem Bereich der Siedlungswasserwirtschaft werden für Gemeinden und Verbände auch Maßnahmen zur lokalen Niederschlagswasserbewirtschaftung gefördert. Unter anderem handelt es sich dabei um Entsiegelungen von befestigten Flächen, um Versickerungs- und Retentionsanlagen oder auch um Anlagen gemäß dem Schwammstadtprinzip. Diese Förderung teilt sich in einen Bundesanteil und einen allfälligen Landesanteil.

Best-Practice-Beispiel Pattigham

Die Innviertler Gemeinde Pattigham hat der Bodenversiegelung bereits den Kampf angesagt und mittlerweile zwei Flächen entsiegelt, um zusätzliche Grünflächen zu schaffen. Auf dem Parkplatz im Ortszentrum wurde die versiegelte Fläche entsiegelt und mit Rasengittersteinen gestaltet. Hier wurden außerdem zusätzliche bienenfreundliche Begrünungsmaßnahmen gesetzt. Eine weitere Entsiegelung wurde vor der Volkschule durchgeführt. Statt dem alten Parkplatz entstand auf knapp 170 Quadratmetern eine neue Grünfläche für die Schülerinnen und Schüler, die als Pausengarten genutzt wird.