Präsentation der Umfrage des Oö. Klimaschutzressorts

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Mag. Dr. Christian Glantschnigg (FORESIGHT Research)

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Präsentation der Umfrage des Oö. Klimaschutzressorts – Wie die Oberösterreicher:innen die Auswirkungen der Klimakrise wahrnehmen und welche Sorgen und Ängste damit verbunden werden

Die Klimakrise schreitet leider immer schneller voran und bringt ständig neue Rekorde hervor: Ganz aktuell war der vergangene meteorologische Frühling 2024 der wärmste in der gesamten 174-jährigen Messgeschichte Österreichs. Global gesehen war 2023 das wärmste Jahr der Messgeschichte. Auch in Österreich war das Jahr 2023 um 2,6 Grad wärmer als im Durchschnitt zum Bezugszeitraum 1961 bis 1990.

„Ein Klimarekord reiht sich um den anderen und unsere Ökosysteme kommen mehr und mehr unter Druck. Lange bleibt nun nicht mehr, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Klar ist auch schon, dass wir den Hallstätter Gletscher nicht mehr retten können, auch in den optimistischsten Klimaszenarien. Nur eine intakte Natur und Ökosysteme kann uns vor den fatalen Folgen der Klimakrise bewahren“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Die Folgen der Klimakrise werden auch für die Oberösterreicher:innen immer spürbarer, wie auch an der jährlich durchgeführten Umfrage des Klimaschutzressorts abgelesen werden kann. Ob der Anstieg an Hitzetagen, höherer Gefahr von Waldbränden durch Dürrephasen oder immer schwererer Zerstörungen durch Naturkatastrophen. Immer mehr gerät die Welt aus den Fugen. Vor allem, wenn nicht in den kommenden Jahren gegengesteuert wird. Hier steht auch Oberösterreich vor der größten Herausforderung in der Landesgeschichte. Die Mehrheit befindet, dass die oberösterreichische Politik zu wenig tut, um das Klima wirksam zu schützen, die Energiewende engagiert voranzutreiben und damit den drohenden Klimakollaps abzuwenden.

Umfrageergebnisse im Detail

Die Befragung wurde im März und April 2024 telefonisch und online durchgeführt; insgesamt wurden n=604 Oberösterreicher:innen ab 16 Jahren für bis zu elf Minuten über Umwelt- und Klimathemen befragt.

Die Menschen in Oberösterreich sind mehrheitlich der Ansicht, dass die Politik in Oberösterreich noch zu wenig gegen die Klimakrise unternimmt bzw. haben sie Verständnis für die Zukunftssorgen der heute jungen Generation. Das ist bei mehr als der Hälfte  („Die Politik in Oberösterreich tut noch zu wenig gegen die Klimakrise“) bzw. gut zwei Drittel der Oberösterreicher:innen („Ich habe Verständnis dafür, dass die heute junge Generation angesichts der Klimakrise Angst um ihre Zukunft hat“) sehr bzw. ziemlich der Fall.

Dieses mehrheitliche Verständnis für die Sorgen der heute jungen Generation findet sich in allen Altersklassen – nicht nur innerhalb der betroffenen Altersklasse der Generation bis 30 Jahre.

Insbesondere die älteste Altersgruppe ab 60 Jahren zeigt sich solidarisch und kann die Zukunftssorgen der Jungen verstehen: Vier von zehn stimmen der entsprechenden Aussage sehr zu; gleich viele, wie unter den Jungen selbst. Ziemliche Zustimmung zeigt mit 27 Prozent der über 60-Jährigen etwas mehr als ein Viertel der über 60-Jährigen; bei den Jungen ist es mit 34 Prozent etwas mehr als ein Drittel. Dieses Verständnis für die Sorgen der heute jungen Generation ist quer durch die verschiedenen Bevölkerungsschichten gegeben, unabhängig vom Alter (siehe oben), von der formalen Bildung, dem Wohnort ob in der Stadt oder am Land, oder in welcher Gegend die Oberösterreicher:innen leben.

Das große Verständnis der Generation ab 60 Jahren für die Sorgen der heute jungen Generation zeigt sich auch in ihrer Ansicht, dass die Politik in Oberösterreich noch zu wenig gegen die Klimakrise unternimmt – mehr als die Hälfte (56 Prozent) von ihnen stimmt auch dieser Aussage sehr oder ziemlich zu.

Bei den unter 29-Jährigen sind es sogar sieben von zehn Oberösterreicher:innen (69 Prozent), die diese Ansicht teilen. In den mittleren Altersgruppen sind hingegen nur etwas weniger als die Hälfte der Oberösterreicher:innen dieser Ansicht (45 Prozent in der Altersgruppe 30 bis 44 Jahre, 48 Prozent unter den 45- bis 59-Jährigen). Auch hier ist die Zustimmung zu dieser Aussage mehr oder weniger gleichmäßig im Land Oberösterreich verteilt; in den Städten ebenso wie in den Bezirken.

Die Klimakrise hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche; manche Veränderungen der Natur können wir auch unmittelbar erfahren. So nehmen die Oberösterreicher:innen z.B. auch das bereits oft berichtete Vogel- und Insektensterben wahr: Zuletzt wurde berichtet, dass der Vogelbestand zwischen 1980 und 2016 insgesamt um 25 Prozent abgenommen hat, bei auf Acker- und Weideland lebenden Vögel sogar um mehr als 50 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Oberösterreicher:innen insgesamt (58 Prozent) stimmt der Aussage sehr oder ziemlich zu, dass ihnen in den letzten Jahren auffiel, dass es weniger Vögel und Insekten bei uns gibt.

In der Altersgruppe ab 60 Jahren (70 Prozent), die aufgrund der eigenen Erfahrung einen besseren Vergleich zur Vergangenheit ziehen kann, und unter den Bewohner:innen von Städten (68 Prozent) sind es sogar sieben von zehn, die dieser Aussage sehr oder ziemlich zustimmen. Im Zeitvergleich ist hier auch ein geringfügiger Anstieg der Zustimmung zu beobachten: Von 53 Prozent im Jahr 2020 zu 58 Prozent im Jahr 2024.

Auch auf Extremwetterereignisse hat die Klimakrise Auswirkungen; auf Trockenperioden folgen Phasen mit viel Niederschlag in kurzer Zeit. In diesem Zusammenhang haben wir danach gefragt, für wie wahrscheinlich es die Oberösterreicher:innen halten, dass verschiedene Folgen der Klimakrise in Zukunft eintreten werden.

Die möglichen Folgen langer Trockenperioden werden von einer deutlichen Mehrheit der Oberösterreicher:innen als zumindest wahrscheinlich eingeschätzt. Fast acht von zehn (79 Prozent) halten es für sehr oder ziemlich wahrscheinlich, dass Lebensmittel teurer und knapper werden, wenn es in Folge der Erderhitzung und der Trockenheit zu Missernten kommt. Für sieben von zehn (71 Prozent) ist es sehr oder ziemlich wahrscheinlich, dass die Trockenheit zu einem sinkenden Grundwasserspiegel, Wasserknappheit und damit zu Einschränkungen im persönlichen Verbrauch führt.

Ebenso sind gut drei Viertel der Oberösterreicher:innen (77 Prozent) der Ansicht, dass es in Zukunft zu schneelosen Wintern und aperen Schipisten kommen wird. Hitzewellen, die das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit beeinträchtigen, halten ebenfalls drei Viertel der Menschen in Oberösterreich für sehr oder ziemlich wahrscheinlich (77 Prozent).

Diese Sorgen über die Folgen der Erderhitzung auf Trockenheit und Missernten bzw. auf die Schneelage in Österreich sind im Zeitvergleich relativ konstant. Dieselben Fragestellungen brachten im Jahr 2023 nur geringfügig weniger erwartete Wahrscheinlichkeit (76 Prozent bzw. 73 Prozent).

Eine Möglichkeit den Folgen der Erderhitzung in den Städten und Dorfzentren entgegenzutreten ist die (Ab)Kühlung durch Bodenentsiegelung und Begrünung in den verbauten Räumen der Stadtzentren und der Ortskerne.

Diese Maßnahme wird von einer überragenden Mehrheit von neun von zehn Oberösterreicher:innen (92 Prozent) unterstützt.

In der Altersgruppe ab 45 Jahre (75 Prozent unterstützen sehr, 19 Prozent unterstützen ziemlich bzw. 75 Prozent unterstützen sehr, 22 Prozent unterstützen ziemlich) und unter Frauen (75 Prozent unterstützen sehr, 17 Prozent unterstützen ziemlich) sind es sogar drei Viertel, die diese Maßnahme „sehr“ unterstützen. Bei Frauen ab 45 Jahren wird diese Forderung sogar von mehr als acht von zehn unterstützt (83 unterstützen sehr 14 unterstützen ziemlich).

Auch hier macht es keinen Unterschied, ob Menschen in den Städten oder den Bezirken befragt wurden: Die Folgen der Klimakrise sind überall zu spüren, und auch diese Maßnahme zur Bodenentsiegelung wird mehr oder weniger gleichermaßen befürwortet. Die breite Unterstützung dieser politischen Forderung entspricht auch bereits bekannten Ergebnissen zur Wirksamkeit von lokalen Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen der Klimakrise: Im Österreichischen Städtebarometer 2020 des Städtebundes wurde z.B. die Entsiegelung der Böden von acht von zehn Stadtbewohner:innen (82 Prozent) als sehr oder ziemlich geeignet für den Klimaschutz bezeichnet.