Ohne Sorgen ins kühle Nass

Pressekonferenz mit Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Ing.in Sabine Kapfer (Referatsleiterin Gewässergüteaufsicht Land OÖ) und Nikolaus Schobesberger, MSc (Experte Gewässergüteaufsicht Land OÖ)

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Ohne Sorgen ins kühle Nass – Oberösterreichs Naturbadestellen am Prüfstand – Präsentation der Wasserqualität der heimischen Fluss- und Seebadestellen

Badewetter steht die nächsten Tage auf dem Programm und rechtzeitig dazu hat auch die Kontrolle der Badeplätze in Oberösterreich in Hinblick auf die Badeeignung wieder begonnen. Die ersten Ergebnisse liegen nun vor und eines lässt sich gleich vorwegnehmen: Alle oberösterreichischen Naturbadestellen sind zum Baden geeignet! Keine einzige Badestelle wurde als mangelhaft bewertet.  Dennoch sind diese Messergebnisse Momentaufnahmen von heimischem Fluss und Seebadestellen. Da die Klimakrise immer öfter zu extremeren Wetterbedingungen führt, sind kurzfristige Verunreinigungen durch starke Regenfälle aber auch Dürreperioden immer möglich. Denn im Gegensatz zu einem Freibad besitzen natürliche Badegewässer keinerlei chemische Wasseraufbereitung oder Möglichkeit zur Desinfektion. Man muss daher vor allem bei starkem Badebetrieb oder an Badestellen an Fließgewässern mit einer erhöhten bakteriologischen Belastung rechnen.

„In Oberösterreich gibt es zahlreiche schöne Badestellen, die vor allem in den besonders heißen Sommermonaten der Bevölkerung und Urlaubsgästen Erholung und Abkühlung bieten. Unsere Seen und Flüsse sind darüber hinaus auch ein ökologisch wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen aller Art und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor“, stellt der für die Wasserwirtschaft in Oberösterreich zuständige Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder fest.

Die Verbesserung der Wasserresilienz zugunsten von Mensch und Umwelt wird in den kommenden Jahren entscheidend sein. Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems, sich auf schadhafte Ereignisse vorzubereiten, sie abzuwehren, sie zu verkraften und sich schnell zu erholen. In Oberösterreich wird an unzähligen Renaturierungs- und Gewässerschutzprojekten gearbeitet, um die Flüsse und Seen auch im Hinblick auf die Veränderungen des Klimawandel widerstandsfähiger zu machen.

Für einen widerstandsfähigen Wasserhaushalt und einen nachhaltige Wasserzukunft braucht es lebendige Flüsse und Seen mit mehr Platz, Beschattung und naturnaher Gestaltung. Wir müssen die Schönheit, die ökologische Vielfalt und die Wasserqualität unserer Gewässer auch für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten. Die Beprobungen durch unsere Expertinnen und Experten dienen daher nicht nur zur Information für die Badegäste, sondern auch dazu, den ökologischen Zustand der Gewässer genau beobachten zu können. Es freut mich sehr, dass die Ergebnisse auch heuer wieder sehr positiv ausfallen“, bedankt sich Kaineder bei der Gewässergüteaufsicht der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Oberösterreich.

Naturbadestellen in Oberösterreich – Aktuelle Ergebnisse der Saison 2024

Rechtzeitig zum offiziellen Beginn der Badesaison hat auch die Kontrolle der Badeplätze in Oberösterreich in Hinblick auf die Badeeignung wieder begonnen.

Von der Abteilung Wasserwirtschaft werden jährlich zu Beginn und während der Badesaison Wasserproben an den festgelegten Badestellen entnommen und auf die bakteriologische Belastung hin untersucht. Anhand der Ergebnisse wird eine Einstufung der Badeeignung dieses Gewässers durchgeführt.

Ergebnisse Landes-Badestellen:

Aktuelle Messungen bestätigen ausgezeichnete Badewasserqualität unserer Seen, Flussbadestellen haben überwiegend ausgezeichnete oder gute Badequalität!

Von den 41 sogenannten „Landes-Badestellen“ – das sind jene, die aufgrund geringerer Besucherfrequenz nicht im EU-Kontrollprogramm erfasst sind und zwei Mal im Jahr kontrolliert werden – liegen nun die Ergebnisse vor:

Alle Stellen sind zum Baden geeignet! Nur 13 Stellen weisen eine mäßig-bakteriologische Belastung auf, alle anderen eine nur geringe bakteriologische Belastung!

Bei 28 Badestellen liegt somit eine „ausgezeichnete“ Badewasserqualität vor: das bedeutet, dass hier das Wasser eine nur geringe bis sehr geringe Keimbelastung aufweist (siehe Tabelle im Anhang).

Bei 13 Badestellen (fast ausschließlich in Fließgewässern) liegt eine „gute“ Badewasserqualität vor.

Ergebnisse EU-Badestellen:

In Oberösterreich gibt es insgesamt 43 „EU-Badegewässer-Stellen“, die per Verordnung des Landeshauptmannes festgelegt sind:  Diese werden fünf Mal pro Jahr in den Sommermonaten Juni bis August kontrolliert. Die Probenahme erfolgt dabei vom Land Oberösterreich, die Testdurchführung von der AGES-Linz.  39 Badestellen sind im ersten Durchgang „ausgezeichnet“, 4 Badestellen „gut“   

Aktuellste Ergebnisse per App „AGES Badegewässer-Datenbank“

Mit der kostenlosen Badegewässer-App von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH – kurz AGES – erhält man direkt vor Ort die nächstgelegenen Badegewässer Stellen (im Umkreis von ca. 50 km) mit den aktuellsten Ergebnissen (inklusive Angabe der Entfernung dahin!) eingezeichnet auf einer Landkarte.

Es werden Informationen wie das Datum der letzten Messung, der aktuelle Status der Messstelle, die Sichttiefe, die Wassertemperatur, und die Anzahl der gemessenen KBE-Werte bei den E. coli und den Enterokokken angezeigt.

Gute Badewasserqualität bedeutet allerdings nicht automatisch gute Trinkwasserqualität!

Da bei Trinkwasser andere Richtlinien gelten als bei Badegewässern (Keimfreiheit vs. Grenzwerte), kann bei Badegewässern nicht von „Trinkwasserqualität“ gesprochen werden.

Baden als Freizeitgestaltung – Freibad, Fluss oder See – Was ist zu beachten

Im Gegensatz zu einem gechlorten Schwimmbad kann es in einem See, Teich oder Fluss (besonders nach einem Gewitter oder Hochwasser) zu Trübungen oder bakteriologischen Belastungen kommen.

Natürliche oder künstlich angelegte Oberflächengewässer spielen bei der Freizeitgestaltung eine große Rolle. Während der Badesaison herrscht daher an den meisten dieser Gewässer ein reger Badebetrieb. Im Gegensatz zu einem Freibad besitzen natürliche Badegewässer jedoch keine chemische Wasseraufbereitung und -desinfektion. Man muss daher vor allem bei starkem Badebetrieb oder an Badestellen an Fließgewässern mit einer erhöhten bakteriologischen Belastung rechnen.

Baden im See: Ein See ist viel weniger als zum Beispiel das Grundwasser vor Verunreinigungen aus der Umgebung geschützt. Daher treten vor allem im Frühsommer oft Ablagerungen von Blütenstaub auf, die auf den ersten Blick wie eine Gewässerverunreinigung wirken können, aber ein Teil der natürlichen Kreisläufe sind. Gleiches gilt für das im Herbst einfallende Laub und bei Hochwässern eingeschwemmtes Treibholz oder pflanzliches Material, das im Gewässer nur sehr langsam abgebaut werden kann. An solchen Gewässern kann es (im Gegensatz zu chlorierten Freibädern) fallweise zu Sedimentaufwirbelungen durch Fische oder Badegäste kommen, die sich den Wasserkörper mitunter mit Wasservögeln, Schnecken, Algen und sonstigen Wasserpflanzen teilen müssen.

Baden in Flüssen: Prinzipiell sind die Badestellen an Fließgewässern anfälliger auf witterungsbedingte Veränderungen: besonders nach Gewittern können diffus (z. B. aus der Landwirtschaft) oder punktuell (z. B. aus Kläranlagenentlastungen) vermehrt Keime eingeschwemmt werden. Nach Hochwasserereignissen, bei starken Temperaturschwankungen oder in einigen Fällen auch durch natürliche Standortbedingungen kann es zu Trübungen und Verfärbungen kommen, welche die hygienischen Parameter beeinträchtigen können.

Auch Freibäder und Hallenbäder werden laufend kontrolliert

In Oberösterreich werden etwa 150 öffentliche Freibäder (Beckenbäder im Unterschied zu Bädern an Oberflächengewässern) betrieben, davon befinden sich 142 im Zuständigkeitsbereich der Bezirkshauptmannschaften. Weiters bestehen im Bereich der Bezirkshauptmannschaften 27 öffentliche Hallenbäder oder Schulhallenbäder.

Bei diesen 169 Bädern werden die technischen Anlagen zur Aufbereitung und Desinfektion des Badewassers durch die Abteilung Wasserwirtschaft mindestens einmal jährlich überprüft und der zuständigen Bezirkshauptmannschaft darüber Bericht erstattet.

Die Quaggamuschel in Oberösterreichs Seen

Die Quaggamuschel war ursprünglich in Zuflüssen des Schwarzen Meeres verbreitet, nun tritt sie in Europa und Nordamerika als Neozoon auf. In die neuen Besiedlungsgebiete wurden sie durch Schiffs- und Bootsverkehr verschleppt. Zum einen als Aufwuchs am Rumpf von Booten, zum anderen auch über im Ballastwasser, Kühlwasser und Bilgenwasser lebend transportierte Larven. Die Muscheln heften sich auf Hartsubstrat, meist an Steinen und Holzteilen fest, allerdings kann sie auch feines Sediment recht erfolgreich besiedeln und kann dabei eine Größe von etwa 40mm erreichen. Niedrige Temperaturen, Wassertiefen bis zu 100m und somit auch geringere Nährstoffversorgung sind bei der Reproduktion der Quaggamuschel kein Hindernis. Heimische Arten werden dadurch zurückgedrängt.

Um über das Vorkommen einen Überblick zu bekommen, wurde im Juni 2023 ein Monitoring mittels e-DNA an 23 oberösterreichischen Seen durchgeführt: In Oberösterreich nachweislich mit Quagga-Muscheln besiedelt sind der Attersee, Traunsee, Mondsee und der Feldkirchner Badesee. Auch in Donau, Traun und Ager konnten bereits Vorkommen nachgewiesen werden. *

Das Einwandern der Muschel hat negative Folgen für Infrastruktur, Ökologie und den Menschen: So werden etwa Rohre und Filter von Wasserversorgungsanlagen verstopft und durch die ökologischen Veränderungen kann es zu geringeren Fangquoten in der Fischerei kommen. Die Quagga-Muschel entzieht dem Wasser Algen, die dann den Planktontieren fehlen, von denen sich Fische ernähren. Nicht zuletzt ist diese Muschel auch für Badegäste eine Gefahr, weil man sich an ihren scharfen Kanten leicht schneiden kann.

*An folgenden Seen wurden im Juni 2023 noch keine Quagga-Muscheln festgestellt: Vorderer und Hinterer Langbathsee, Offensee, Vorderer Gosausee, Hallstättersee, Nussensee, Schwarzensee, Wolfgangsee, Laudachsee, Gleinkersee, Almsee, Irrsee, Imsee, Höllerersee, Holzöstersee, Heratinger See, Seeleitensee, Wildenauer Badesee, Badesee Oedt-Traun.

Craspedacusta sowerbii: harmlose Süßwasserquallen in heimischen Gewässern

Medusen, die sich graziös pulsierend in den oberösterreichischen Badegewässern bewegen

In Oberösterreich wurden 1979 die ersten Süßwasserquallen-Vorkommen im Badesee Feldkirchen bekannt gegeben. Seitdem kommt es zwar selten, aber immer wieder zu neuen Beobachtungen dieser Erscheinungsformen in verschiedensten Gewässern, die Erstaunen und Bewunderung hervorrufen. Es handelt sich dabei um eine Süßwasser-Meduse (Qualle) namens Craspedacusta sowerbii, mit einer Größe von nur ca. 20mm Durchmesser. Sie tritt nur sehr sporadisch auf und ist für den Menschen ungefährlich. Diese Tiere, die zum Stamm der Hohltiere und zum Unterstamm der Nesseltiere gehören, besitzen an den Tentakeln charakteristische Nesselkapseln, mit deren Hilfe Insektenlarven oder Wasserflöhe gelähmt werden. Der menschlichen Haut können sie jedoch keinen Schaden zufügen.

Nach Europa wurden diese Quallen erst um 1880 aus Brasilien eingeschleppt und verbreiten sich seither weltweit.

Bisher in Oberösterreich bekannt gewordene Sichtungen (Biologiezentrum, Beobachtungen unserer Mitarbeiter oder bei uns eingegangener Fundmeldungen) sind:

– Alkoven Baggersee

– Ausee bei Abwinden/Asten

– Donau-Altarm bei Aschach

– Feldkirchner Badesee

– Mitterkirchner Badesee

– Pichlingersee

– Resilacke im Mühlviertel

– Saxen/Dornach-Badeteich

– Steyregger Badesee

– Weißkirchen an der Traun (Baggersee)

Kurze Beschreibung der Lebensweise (F. Gusenleitner):

Eier und Samenzellen werden ins Wasser abgegeben, wo sie sich gegenseitig befruchten. Daraus entwickeln sich bewimperte Planular-Larven, die zu einem (festsitzenden) Polypen heranwachsen. Dieser vermehrt sich ungeschlechtlich durch Querteilung. Durch Knospenbildungen entsteht dann wiederum eine Medusengeneration (zuerst noch festsitzend, dann frei schwimmend). Medusen bewegen sich graziös pulsierend vorwärts unter Anwendung des Rückstoßprinzips. Das Vorkommen dieser Quallen steht in keiner Verbindung mit einer schlechten Wasserqualität, sondern im Gegenteil: sie benötigen eher sauberes Wasser!